Das erste Bullet Journal

Anfang 2020 war ich ziemlich genervt. Ich hatte mir für das neue Jahr das Ziel gesetzt, etwas besser auf mich aufzupassen. Dass mein Gewicht stabil bleibt, statt mehr zu werden. Dass ich mehr von den Dingen tue, die mich glücklich machen. Dass ich mich und meine Stimmung besser kennen lerne. Dass ich den Überblick über alles bewahre, was ich im Alltag so zu erledigen habe.

Ich suchte Kalender und Apps und probierte Kalender und Apps und… alles war irgendwie kacke. Denn keine Lösung, die ich mir kaufen oder runterladen konnte, bot mir alles was ich brauchte an einem einzigen Ort. Mir war echt nicht danach, für jede Befindlichkeit ein neues Buch aufklappen oder eine andere App öffnen zu müssen. Ich wusste: Das würde mich davon abhalten, am Ball zu bleiben. Damit würde es nur wieder ein Projekt werden, dass ich nicht durchziehe.

Ich haderte etwas mit mir, weil ich genau wusste, was die Lösung ist: Ein Bullet Journal.

Mit dem Konzept von Bullet Journals hatte ich mich die Jahre zuvor schon öfter mal befasst, aber ich hatte es nie durchgezogen, tatsächlich eines zu nutzen. Stattdessen hatte ich separate To Do Listen und Notizbücher für die Arbeit, für die Uni, für Privates, dazu noch ein Tagebuch, eine Kalenderapp, und was es nicht sonst noch gab. Ende vom Lied: Ich vergaß ständig alles mögliche und führte auch kaum ein Notizbuch bis zum Ende.

Aber UGH. Ein Bullet Journal, echt? Ich verband damit eine riesige Schreibwarenschlacht und aufwendig gestaltete Buchseiten. War der Zeit- und Geldaufwand das echt wert? Ich befragte eine zuverlässige Quelle: YouTube.

Die Bullet Journal Szene auf YouTube ist verblüffend groß und für jene, die sich da einen Namen gemacht haben, eine echte Goldgrube. Mit Schreibwaren lässt sich echt jede Menge Geld machen und wer für das Journaling geeignete Produkte auf den Markt bringt, hat direkt gewonnen. However: ich sah mir zur Inspiration verschiedene Leute und verschiedene Arten und Weisen an, wie diese ihr Journal nutzten. Erste wichtige Erkenntnis: Nicht jeder Monat braucht ein Motto, das pompös illustriert werden muss. Manche brauchten für ihr Journal nur einen schwarzen Kugelschreiber.

Dann lernte ich verschiedene Setups und Tracker kennen, mit denen man sein Journal genau zu dem machen kann, was man braucht. Die Möglichkeiten sind endlos – leider und zum Glück. Leider, weil man sich erstmal orientieren muss, und das nimmt Zeit in Anspruch. Zum Glück, weil damit dieses eine kleine Buch alles sein kann, was du brauchst, um mit dem Leben klar zu kommen. Und wie geil ist das denn.

Mein Buch ist nun nicht super minimalistisch, weil ich Farben mag und Spaß daran habe, mir das Buch schick zu machen. Ein bisschen Supplies kaufe ich entsprechend immer mal wieder ein. Um schönes Tape und tolle Stifte kann ich einfach keinen Bogen machen, und das Bullet Journal ist die beste Entschuldigung, so’n Kram einzukaufen. Was mein Buch aber ist: super funktional. Es umfasst ein Dankbarkeitstagebuch, meinen Kalender, meine kompletten To Do Listen für privates und Arbeit, einen Gewohnheits-, Gewichts- und Stimmungstracker, und einige Listen um bestimmte Dinge nicht zu vergessen. Ausgelagert sind nur noch ein umfangreicheres Tagebuch, meine Finanzplanung und mein Zyklustracker. Von Monat zu Monat ist es auch nicht mehr viel Aufwand, es zu pflegen und vorzubereiten: Irgendwann kennt man seine Vorlagen und kann sich am Wochenende fix die neuen Seiten vorbereiten. Me time deluxe.

Und was soll ich sagen: Ich hab’s jetzt ein Jahr durchgezogen und es war mein Lebensretter. Ich habe bewusster gelebt, ich hatte mehr innere Ruhe, ich hatte ein bisschen kreativen Output, ich hatte Übersicht, ich hatte das Gefühl mehr Zeit zur Verfügung zu haben. 2020 war anders als gedacht, aber selbst in einem Jahr in dem nichts passierte tat die Übersicht gut. Die einzelnen Tage bekamen mehr Gewicht durch meine Art, meine Aufgaben zu verfolgen. Die Zeit fühlte sich nicht mehr an wie ein Rausch. Es war genügend Zeit für alles, was ich machen wollte.

Das Bullet Journal für 2021 und den kommenden Januar ist fast fertig. Ich halte darin eine kurze Momentaufnahme von mir fest, was eine schöne Art ist, in ein neues Jahr zu starten. Ein klarer Schnitt, ein neuer Start, einmal durchatmen, endlich etwas Neues. Dieses blöde Bullet Journal bringt’s leider einfach. Ich hasse es, Trends mitzumachen, aber das ist für mich schlussendlich die pure Entschleunigung in Buchform und das absolut beste, was ich gerade haben kann. Ich wollte echt nicht mitmachen. Ich schwöre. Aber inzwischen würde ich so ein Teil allen Menschen ans Herz legen, die eine kreative Ader haben und manchmal das Gefühl haben, dass der Alltag etwas viel ist. Macht euch so ein Buch klar. Ist geil.

Comments

2 Antworten zu „Das erste Bullet Journal”.

  1. Avatar von Georg
    Georg

    Funktioniert nicht optimal. Case in point: es fehlt „häufiger bei Georg melden“ auf jeder zweiten Seite.

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    1. Avatar von fionanongrata

      Absolut berechtigter Einwand! Was für ein Versäumnis!

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