Immer Anti-Ihr, oder: Keine Toleranz der Dummheit

„Immer mitten in die Fresse rein.“

Haargenau so

Im Grunde hielt ich mich immer für einen geduldigen Menschen. Ich habe kein Problem damit, irgendwo zu stehen, auf irgendwas oder irgendwen zu warten, und ich konnte anstrengende Menschen immer gut ausblenden und mich nicht von ihnen aufreiben lassen. Doch neulich hat sich ein Schalter bei mir umgelegt, und jetzt ist klar: wenn du dumm bist, lasse ich es dich spüren.

Ich habe, offen gesagt, die Schnauze voll davon, die Schnauze zu halten. Ich habe mir einmal zu oft verkniffen, meine Meinung zu sagen, wenn ein entfernter Verwandter einen blöden Spruch über meine direkte Familie oder meine Lebensentscheidungen gemacht hat. Ich habe definitiv viel zu oft versucht, die unangenehme Frage „Anglistik? Und was macht man dann damit?“ mit einem witzigen Spruch übers Taxifahren aufzulockern. Mein Geduldsfaden ist zu Ende. Kommst du mir dumm, komme ich dir auch dumm. Du amüsierst dich über das gottlose Leben auf St. Pauli? Ich geb‘ dir gleich mal gottloses Leben auf St. Pauli, und zwar so, dass du danach gleich zehnmal den Rosenkranz beten möchtest.

Gleiches gilt für Menschen mit verqueren politischen Ansichten. Du sitzt in der Uni und findest, die AfD ist gar nicht so rechts? Ohohoho – hättest du mal bloß nicht damit angefangen. Du findest, dass ich und meine Freunde schrecklich unaufgeklärte Menschen sind, weil wir deine linken Flyer nicht auslegen wollen? Tut mir schrecklich Leid, aber damit hast du gerade genau den richtigen Knopf bei mir gedrückt, und wahrscheinlich wirst du weinend den Raum verlassen.

Neulich hatte ich eine Diskussion, bei der mein Gegenüber zusammengefasst der Ansicht war, dass wir jungen Leute irgendwann alle keine Rente mehr bekommen, weil Deutschland alles Geld den Ausländern gibt. Ein paar Tage später sagte ein Mann in meinem Alter, dass die Juden Schuld an allem Übel der Welt wären. Seufz. Ich weiß, bei solchen Leuten ist eigentlich Hopfen und Malz verloren. Um da Aufklärung betreiben zu können, müsste man wirklich mit dem kleinen Einmaleins anfangen. Früher hätte ich abgewunken – aber im Moment geht das nicht. Ich führe Krieg mit der Dummheit. Und auch wenn ich weiß, dass ich gegen Windmühlen kämpfe, so lässt mich der Drang dagegen zu halten nicht los.

Die Wut, die solche Menschen bei mir auslösen, verursacht bei mir physische Schmerzen. Leider ist es illegal, diese Wut auf ebenso physische Art und Weise an diesen Leuten auszulassen. Mein Weg ist nun, meinem Frust verbal Ausdruck zu verleihen. Wer dumm ist, kriegt kontra. Wer dumm ist, hat in meinem Leben zudem nichts zu suchen. Danke für dein Interesse an meiner Person, aber ich habe kein Interesse an dir mit dieser Einstellung. Ich habe nicht mehr genügend Energie, um solche Leute wie dich in meinem Leben zuzulassen.

Ich glaube, dass Menschen mit merkwürdigen Meinungen oder ätzenden Verhaltensweisen viel zu selten richtig in die Schranken gewiesen werden. Die können doch tun und lassen, was sie wollen, weil niemand das Maul aufmacht. Zumindest bei mir sind diese Zeiten jetzt vorbei. Keine Toleranz der Intoleranz.

-Kraftklub, „Schüsse in die Luft“