Weltschmerz

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Heute bin ich müde.

Sehr müde.

Letzte Nacht war ich um halb eins zuhause. Ich war mit Freunden beim Konzert von Faber, in Wilhelmsburg, auf der falschen Elbseite. Das war ein wundervolles Konzert. Faber großartig, seine Stimme großartig, seine Texte großartig, tanzen großartig, dass jemand an einer ruhigen Stelle „Nazis raus!“ ruft und alle jubeln, super großartig. Bin immer noch beseelt.

Aber auf der falschen Elbseite hat es zunächst extrem lange gedauert, bis wir unsere Jacken zurück hatten, und dann durften wir noch 18 Minuten auf die S-Bahn warten, und naja, dann war es halb eins.

Wenn man dann noch fix duscht und so weiter und dann aber um halb sieben der Wecker wieder klingelt, weil man zur Physiotherapie muss/darf, dann bleibt nicht mehr sehr viel Schlaf übrig. Aber naja, mal geht das, und mich haben Ohrwürmer von Faber durch den Tag begleitet und alles gut gemacht.

Vielleicht ist es die Müdigkeit, die immer schwerer wird, aber jetzt ist das Gute weg. Ich habe heute viele Nachrichten gelesen, die mich erschüttert haben. Ich verstehe die Welt nicht mehr, wenn ich höre, wie Menschen an der Grenze Europas behandelt werden, wenn ich sehe, dass Nazis in Parlamenten sitzen, wenn ich lese, wie Leute angesichts eines Virus in Panik verfallen. Das ist Endzeitstimmung.

Und dann bekomme ich noch andere Nachrichten, diesmal über Messenger an mich, und auch dann mach ich mir Sorgen, Gedanken, fühle mich nicht gut. Ich will alle meine Lieben in den Arm nehmen und beschützen, will von mir weghalten alles was weh tut.

Das ist alles so großer Unsinn manchmal, womit wir uns beschäftigen, die Konflikte, die wir austragen, auch die Sachen, die uns Freude machen. Alles so großer Unsinn. Wenn nicht weit weg von uns Menschen ertrinken, Journalisten verprügelt werden, NGOs gewaltsam an ihrer Arbeit gehindert werden, und Nationalsozialisten gewählt werden.

Gestern Abend sagte Faber das noch. Dass wir nicht nur mitsingen und mittanzen dürfen, sondern auch die Texte hören und verstehen müssen. Er ist einer von den Guten. Das Boot ist voll.

Astreiner Weltschmerz hier. Was soll man tun, wo soll man anfangen. Es ist Mist.

Ich weiß, dass dieses dringend nagende und fiese Gefühl morgen zusammen mit der Müdigkeit weg sein wird. Dann wird es besser sein, dann hab ich wieder mehr Energie, und vielleicht sogar eine Idee, was ich tun kann, um diese Welt weniger scheiße zu machen.