Ich bin mal wieder wieder da

Sagen wir, wie es ist. Dieses Jahr ist riesiger Abfuck, for very obvious reasons. Ich bin vor allem froh, dass ich niemand bin, der teure Urlaube im Voraus bucht oder generell viele Pläne macht. Da bei uns vieles sehr spontan passiert, musste ich nicht viel traurig über abgesagte Pläne sein. Nur darüber, keine neuen Pläne machen zu können.

Aber je irrsinniger die Welt wurde, desto weniger wusste ich, was ich dazu noch beitragen soll. Meine Energie, in Text festzuhalten, was ich zu der Welt und meinem Leben denke, hat sich vollkommen in Luft aufgelöst. Jetzt sitze ich hier, und schreibe diesen Text, und finde exakt jedes Wort, das ich schreibe, eigentlich kacke.

Ich habe nix zu sagen gerade, weil ich alles zu sagen habe. Mein Kopf explodiert mit Gedanken zur Lage der Welt. Aber ich bringe es nicht fertig, diese Gedanken in Sätzen zu strukturieren und sortieren.

Allerdings weiß ich, wie hilfreich dieser Blog für mich ist. Ein Ventil mit grob geschätzt 21 Leser*innen, auf dass ich dann und wann eine Antwort bekomme. Nicht SEO- oder sonstwas-optimiert, nur für mich und die, die den Link kennen.

Ich habe letzte Woche ein gutes Buch zuende gelesen („Streulicht“ von Deniz Ohde) und war dann schon wieder wütend auf die Welt, weil hinter dem 2020er Irrsinn noch all die anderen Ungerechtigkeiten lauern, die einem das Herz schmerzen lassen. Und bei denen man weiß, dass man den Herzschmerz aushalten muss, weil das eine vergleichsweise kleine Zumutung ist im Gegensatz dazu, was andere erleben müssen.

Ich weiß immer noch nicht, was mein Beitrag zu dieser Welt sein soll. Aber vom nix tun werde ich das nicht rausfinden. Also hallo und willkommen zurück auf diesem Zombie-Blog mit sieben Leben. Ich schreib jetzt wieder.


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5 Antworten zu „Ich bin mal wieder wieder da”.

  1. Avatar von Georg
    Georg

    „Ich weiß immer noch nicht, was mein Beitrag zu dieser Welt sein soll.“

    Je länger ich mir diese Frage stelle, desto mehr begreife ich, dass jeder neue Tag dieser Beitrag ist und wir oft nicht dessen gewahr sind, was wir in jedem vergangenen Tag von uns zurücklassen. Und jeden Tag, den wir versuchen, unser bestmöglichstes Selbst zu sein, ist ein Tag, in dem wir die Welt ein kleines bisschen besser machen, für die Menschen um uns herum, die uns wichtig sind. Selbst wenn wir mit allem anderen großen Plänen und Vorhaben scheitern.

    Ich bin mir aus irgend einem Grund sehr sicher, dass Dein Beitrag zu dieser Welt schon jetzt ein wichtiger ist. Für mich und für alle anderen, die Dich kennen.

    Drückerchen aus der Isolationshaft,
    G.

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    1. Avatar von fionanongrata

      Hör mal Georg, das hast du schön gesagt und ich habe tatsächlich etwas Pipi in den Augen. ❤ Miss you very much!!

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      1. Avatar von Georg
        Georg

        Naja, das habe ich wahrscheinlich unterbewusst zusammengeklaut, unter anderem von Ondaatje. Aber nebenbei gesagt, ist „Pipi in den Augen“ nicht im Grunde ein problematischer Ausdruck? Als ob das was falsches wäre, wenn da oben mal Flüssigkeit rauskommen darf. Dafür will ich mich nicht schämen müssen, deswegen für mich kein Pipi! 🙂

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  2. Avatar von Georg
    Georg

    Unter anderem hiervon klaute ich:
    “She entered the story knowing she would emerge from it feeling she had been immersed in the lives of others, in plots that stretched back twenty years, her body full of sentences and moments, as if awaking from sleep with a heaviness caused by unremembered dreams.”
    und
    “We die containing a richness of lovers and tribes, tastes we have swallowed, bodies we have plunged into and swum up as if rivers of wisdom, characters we have climbed into as if trees, fears we have hidden in as if caves.“
    In „The English Patient“ (Ondaatje 1992) wird öfter das Bild bemüht, dass wir die Leben anderer Menschen durchqueren wie Länder, sie durchschwimmen wie Flüsse, und all das seine Spuren hinterlässt. Zugegebenermaßen etwas morbider ausgedrückt als ich das jetzt habe.
    Für eine richtig gute Augenpipi-Session empfehle ich den Film.

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