Gestern habe ich (wunderbar auf großer Leinwand) im Savoy Hamburg die Übertragung der Gala in Stratford upon Avon anlässlich des 400. Todestages von Shakespeare gesehen. Ganz davon abgesehen, dass das ganze eine angemessen pompöse Angelegenheit war, und dies sogar Prince Charles höchstpersönlich veranlasste, in einem Sketch mitzuwirken, hat Shakespeare es aufs Neue geschafft mich zu inspirieren.
Klingt komisch, ist aber so.
Ich bin wirklich ein kleiner Shakespeare-Nerd. Es ist nicht so, als ob ich auch nur annähernd alle seine Stücke kennen würde. Ich komme regelmäßig sogar mit den Stücken durcheinander, die ich gelesen oder gesehen habe, und bei allen anderen bin ich froh, wenn ich grob den Plot kenne. Aber ich liebe seine Geschichten, sie sind intelligent, humorvoll, zeigen die Abgründe der Charaktere und des Menschen allgemein… Und was mich am meisten fesselt: die Aktualität.
Wenn ich zurück denke an all die Dramatiker, mit denen ich mit im Deutschunterricht beschäftigen musste, dann fällt mir nicht einer ein, der vor mehr als 100 Jahren gelebt und mich ähnlich abgeholt hat wie Shakespeare. Zugegeben, mein Einstieg war Romeo & Julia. Aber ich denke das ist völlig in Ordnung, immerhin handelt es sich hier um eine dramatische Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern, und da darf man sich ja wohl mal mit identifizieren, wenn man 15 Jahre alt ist.
Aber hier geht es los: Ein 400 Jahre altes Stück schafft es einen Teenager aus dem 21. Jahrhundert zu begeistern? Ist das nicht einfach geil?!

Ich habe 2014 im Globe Theatre in London The Comedy of Errors gesehen, als eine ganz traditionelle Inszenierung, mit zeitgenössischen Kostümen, original Text, Musik und Tanz – und habe selten in einem Theaterstück so herzhaft lachen müssen, wie dort. So müssen gute Komödien sein, was ja nicht zuletzt der Grund ist, weshalb Shakespeare so gerne von Hollywood oder Broadway adaptiert wird, und zwar auch abseits der Filme oder Stücke, die originalen Titel tragen. 10 Things I Hate About You, She’s the Man, Westside Story, aber auch Throne Of Blood (um mal etwas über denn Tellerrand Hollywoods zu schauen) – alles basiert auf Shakespeare.
Dabei zeigen sowohl die Inszenierungen des Globe Theatres als auch die erschlagende Zahl der Shakespeareadaptionen, die sich mehr an die Originale halten, dass eine Modernisierung fast nicht notwendig ist, um dem modernen Menschen seine Geschichten nahe zu bringen. Shakespeare hat es geschafft, Geschichten zu schreiben, die einen faszinierend universellen Charakter haben.
Gestern bei der Gala wurde alles gezeigt: die klassischen Adaptionen, die Übersetzungen in alle Sprachen der Welt, die Umsetzungen in Hip Hop, Musical, Ballett, Oper… und haben damit gezeigt, wie bedeutsam diese alten Geschichten für unsere Kultur sind, und wie sie über die Jahrhunderte immer weiter andere Kreative inspirieren, diese Geschichten nicht bloß zu verbreiten, sondern aus ihnen ihre eigenen zu schöpfen.
Die gestrige Ballung an Kreativität und talentierten Menschen hat mich angeregt, meine Neuaufnahme dieses Blogs nicht weiter vor mir her zu schieben. Ich habe da schon so ein paar Ideen.