Taschenlos

Passend zum Weltfrauentag ist mir mal wieder ein Geschlechterklischee über den Weg gelaufen. Nämlich jenes, dass Frauen immer eine wundervolle, geradezu magische Tasche mit sich führen, mit deren Inhalt man mindestens 7 Tage in der Wildnis überleben kann. Wie Hermine. In Frauentaschen ist immer alles drin, vom Labello über den Regenschirm zum Bargeldvorrat.

Und zwar ist mir das eingefallen, als ich selbst ohne Tasche zu einem Konzert ging. Schlüssel in der Jacke, 20 Euro, Perso und Bahnfahrkarte in der einen Rocktasche, Telefon in der anderen. Indie Songs for Slackers, eine liebevoll von Spotify zusammengestellte Playlist, auf den Ohren. Und ich fühlte mich so… nackt?

Keine Tasche an mir zu haben fühlt sich an, wie nur mit einem Schuh herumzulaufen. Total falsch. Ich habe dann permanent das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Dabei ist es so viel angenehmer, nicht immer irgendwas an den Schultern hängen zu haben, gerade auf Konzerten in engen Menschenmengen. Auch wenn ich es mir kaum eingestehen will, aber das meiste, das man mit sich herumträgt, hat man am Ende des Tages doch nicht benutzt. Aber trotzdem, irgendwas fehlt.

Das beschwerliche Taschenschleppen muten sich, so ist stets mein Eindruck, mehr Frauen als Männer zu. Sobald man sein Portemonnaie dabei hat, bedeutet es doch schon, eine Tasche mitnehmen zu müssen. Nicht so bei den Herren, die generell mit bequemerer Mode und größeren Hosentaschen gesegnet sind. Dazu stelle ich mir vor, wie die Leute gucken würden, hätte eine Frau einen vom Geldbeutel ausgebeulten Po. Beim Mann achtet da doch kein Schwanz drauf.

Und so sitze ich in der U-Bahn und mache eine Bestandsaufnahme. Alle Frauen, die ich sehe, tragen eine Tasche. Bei den Männern verzichtet eine statistisch signifikante Anzahl darauf.

Warum brauchen wir denn eigentlich immer eine Tasche? Und warum packen wir die voll mit allem möglichen Shit? Ich muss mir angewöhnen, öfter ohne Gepäck das Haus zu verlassen. Ich fühle mich nackt, aber leicht.