Ein Gedicht

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Ich war niemals gut im Reimen
Niemals fielen mir die richtigen Worte
Zum richtigen Zeitpunkt
Ein

Versmaße beim Vorlesen so langweilig
Weil meine Schulkameraden und Kommilitonen
Kein Gefühl hatten für
Poesie

Wie eine Armee marschierten ihre Stimmen
Durch die Verse, in Raubzügen
Die Magie und die Liebe
Vernichtend

Die meisten Gedichte verstand ich nicht
Rätselhaft verschwurbelt und möchtergernwichtig
Wollten sie alles und bedeuteten
Nichts

Ich hielt mir die Ohren zu, wehrte mich
Gegen die Reime und den Rhythmus
Weil ich es nicht verstand und nicht reproduzieren
Konnte

Denn nie fielen mir die richtigen Worte ein und
Nie schaffte es ein Lehrer mir den Zauber zu
Vermitteln, den Lyrik in sich
Trägt

Denn was mir niemand sagte war, dass Gedichte
Schweigen. Sie zeigen auf die Welt und deine
Gefühle, aber keiner konnte mir beibringen zu
Sehen

Und so stand ich vor der Wand aus
Reimen und Takten und Versmaßen und
Rhythmen und war
Blind

Für die beste Eigenschaft von Gedichten, nämlich
Dass sie alles sein können, was du willst
Ob du sie liest oder ob du sie
Schreibst

Dann tänzeln selbst die melancholischsten
Verse auf dich zu und kitzeln deine
Gedanken wach, sodass du endlich so viel Neues
Fühlst

Doch das musste ich selbst entdecken auf
Unzähligen Reisen ins Dickicht der Buchstaben
Und unbekannten Vokabeln. Bis ich
Verstand

Ich muss nur hinsehen, mit meinen Augen und
Meinem Herz, den Pathos umarmen und den
Kitsch akzeptieren und den Reim
Aufgeben.