Ukulele

Damals, ganz damals als man neben der Blockflöte noch ein anderes Instrument lernen sollte und wollte, habe ich angefangen Gitarre zu spielen. Dabei war ich zunächst in einem Gruppenkurs der nachmittags von meiner Religionslehrerin gegeben wurde. Das war, und ich kann nicht mal versuchen es vorsichtig auszudrücken, der Horror. Sie erklärte schlecht, drückte einem mit Gewalt die Finger auf die richtigen Stellen am Gitarrenhals und auf individuelle Fortschritte konnte nicht eingegangen werden. Es dauerte demnach nicht lange bis ich meinen Eltern verklickerte wie schrecklich es war und ich Einzelunterricht bei unserem Nachbarn bekam, der ganz ausgezeichnet Gitarre spielte und hervorragenden Gitarrenunterricht gab.

Angeblich lernte ich relativ schnell. Ich lernte Noten, Akkorde, das System dahinter, Zupftechniken, und und und. Allerdings hatte ich damals das Gefühl, dass ich mir das alles irgendwie nicht richtig merken konnte, und sowieso beschäftigte ich mich zuhause kaum mit dem gelernten und übte selten. Etwas zu oft mussten mich meine Eltern daran erinnern. Leider habe ich diese fürchterliche Angewohnheit, Dinge immer weniger oder seltener zu tun, je mehr ich daran erinnert werde. Wenn jemand anders mich dazu bringen will, etwas zu tun, dann will ich es noch weniger. Hängt bestimmt mit meinem Dickkopf zusammen. Also wenn du willst, dass ich den Müll rausbringe, dann erinnere mich daran besser nicht.

Traurigerweise verlor ich also die Lust am Gitarrespielen und am Unterricht, und obwohl meine Eltern versuchten, mich zu überzeugen dabei zu bleiben, wollte ich nicht mehr, und damit ging es mir auch erstmal sehr viel besser. Natürlich ärgerte ich mich später, nicht dabei geblieben zu sein, weil es schon ziemlich geil ist gut Gitarre spielen zu können, aber in dem Moment war es gut so. Ich versuchte mich dann noch an einer E-Gitarre, die in meinem Zimmer anschließend vor allem optisch für coole Vibes sorgte, und nochmal an einer Akustikgitarre, aber eher mehr so für simple Akkorde und zum Schrammeln zu Wir Sind Helden Songs.

Als ich auszog zog auch zunächst die Gitarre mit um. Nun lebte ich mit meinem Freund zusammen. Da ich jedoch am liebsten nur für mich alleine spielte und sang und dabei nicht gern beobachtet wurde, nahm ich das Instrument nur in die Hand, wenn ich alleine war – und dann irgendwann eben gar nicht mehr. Als mein Vater Interesse hatte, mal wieder Gitarre zu spielen, gab ich ihm die Gitarre wieder mit, da sie bei mir ohnehin nur stand und staubig wurde.

Das war das vorläufige Ende meines Musikerdaseins. Eigentlich schade, denn obwohl ich weder besonders toll im Singen noch im Musizieren war, hat es mir schon immer mega viel Spaß gemacht. Und dann kam der Abend, an dem ich Amanda Palmer auf dem Rolling Stone Weekender sah. Was für eine großartige Musikerin. Es machte so viel Spaß ihr zu lauschen und es war irre inspirierend. Und dann packte sie zum Schluss noch einmal ihre Ukulele aus und spielte für uns ihre „Ukulele Anthem“ und was soll ich sagen: Ich hatte sofort so Bock mir eine Ukulele zu kaufen.

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Dodie – 6/10

Ich bin sowieso schon lange großer Fan von Dodie Clark, die ja auf ihrem YouTube Channel auch viele ihrer Stücke oder Cover mit Ukulelenbegleitung hochlädt. Das heißt, ich hatte die Ukulele eh schon auf dem Schirm. Und dann kam Amanda Palmer und überredete mich quasi dazu, mir wieder ein Instrument zu kaufen und damit die Welt besser zu machen. Nach ein bisschen Recherche verschob ich allerdings den Kauf erst einmal – ich war noch nicht sicher, was ich haben wollen würde, ob es sich lohnen würde und so weiter.

Dieses Jahr setzte ich aber den Punkt „Ukulele“ auf meinen Amazon-Wunschzettel, in der Hoffnung, dass meine Familie diese Liste wieder für meinen Geburtstag und für Weihnachten zu Hilfe ziehen würde, und siehe da – eine Ukulele! Eine kleine super süße dunkelbraune Ukulele, klein aber oho sozusagen, denn die macht richtig wumms! An Weihnachten beanspruchte dann erstmal mein Bruder das Ding, weil er sie stimmen konnte und schnell die ersten Akkorde lernen. Ich musste ihm die Ukulele irgendwann regelrecht entreißen, damit es endlich mal wieder etwas leiser ist.

Jedenfalls bin ich jetzt stolze Besitzerin eines kleinen Instruments, auf dem ich mich ein bisschen begleiten kann, wenn ich mal wieder Lust habe, was zu singen. Endlich habe ich vor allem mal wieder die Motivation dazu und ich merke, wie gut es mir tut und wie glücklich es mich macht. Und soll ich das beste verraten? Amanda Palmers „Ukulele Anthem“ ist richtig einfach zu lernen, hat einen grandiosen Text, und macht sauviel Spaß. Ich gehe jetzt also die Welt besser machen mit meiner Ukulele, see you later!

Quit the bitching on your blog
And stop pretending art is hard
Just limit yourself to three chords
And do not practice daily
You’ll minimize some stranger’s sadness
With a piece of wood and plastic
Holy fuck it’s so fantastic, playing ukulele!
(Amanda Palmer – Ukulele Anthem)