Einmal geht es um ein Girl, das andere Mal um zwei, das eine Mal sind wir in New York, das andere Mal irgendwo in der Ecke aber ziemlich kleinstädtisch, aber vor allem: das eine finde ich großartig, und das andere einfach überhaupt nicht.
Im Prinzip war ich für beide Serien zu spät dran. Während meine AltersgenossInnen die Serien bereits als Teenager guckten, habe ich Gossip Girl erst mit Mitte 20 und Gilmore Girls sogar erst im letzten Jahr gesehen. Beides sind Serien, auf die ich als Teenie irgendwie keinen Bock hatte und die mir zu girly waren. Ich habe stattdessen (mit meinem natürlich extrem reifen und erwachsenen Geschmack, haha) lieber Serien wie Scrubs, How I Met Your Mother oder Glee geguckt. Dementsprechend habe ich die letzten Jahre einige Lücken füllen müssen: allen voran natürlich Friends (große Liebe), aber auch Sex and the City zum Beispiel, von dem ich nichts erwartete und am Ende völlig verknallt war (#TeamBig btw). Mit meiner neu entdeckten Leidenschaft für Serien wie Sex and the City oder auch Grey’s Anatomy stärkte sich mein Verdacht, dass die ganzen anderen Serien, für die mir meine Zeit zu schade gewesen war, vielleicht doch ganz gut sein könnten.
Und nun war Gossip Girl ja auf Netflix – also los ging’s – und es dauerte keine halbe Staffel bis ich feststellte, dass ich schon allein für Blair und Chuck dran bleiben würde. Ich verliebte mich absolut in die beiden, wackelte zum großartigen Soundtrack mit und winkte schlimme Plotholes einfach ab. Ich fragte mich, wie viele Schicksalsschläge ein junger Mensch wohl überhaupt so aushalten kann (ich nenne das das „Meredith Grey-Phänomen“), warum ich nicht reich bin, nicht in New York lebe, und ob es irgendein Paar gibt das so füreinander bestimmt ist wie Blair und Chuck. Selbst die desaströse letzte Staffel überstand ich, nur um herauszufinden, was mit den beiden passiert. Wer Gossip Girl war, war mir zu dem Zeitpunkt bereits egal, da ich wusste, dass sie durch die ganzen Drehungen und Wendungen ohnehin keine plausible und schlüssige Erklärung mehr dafür finden würden. Kurzum: ich liebte und liebe es und scheue mich nicht, es in die Welt hinauszuschreien.
Gilmore Gils wird von vielen Menschen in meinem Umfeld heiß und innig geliebt und wurde mir an allen Ecken und Enden empfohlen. Wenn ich die und die Serie mag, dann würde ich bestimmt auch Gilmore Girls mögen, und die reden doch ständig über Bücher und Literatur, das müsste doch total was für dich sein. In einem Keine-Ahnung-welche-Serie-ich-als-nächstes-gucken-soll-Moment entschloss ich mich also, mich an Gilmore Girls heranzuwagen. Ich weiß nicht, wo es falsch gelaufen ist. Ob mein Fehler wirklich war, nicht schon als Teenager angefangen zu haben, die Serie zu gucken, oder dass ich irgendwann vorher mal einen Artikel über den unerträglichen amerikanischen Eskapismus der Serie gelesen zu haben. Aber die vorstädischen bourgeoisen Probleme von Rory und Lorelei interessierten mich von Beginn an nicht im geringsten. Ich schloss Suki in mein Herz aber davon abgesehen holte mich nichts ab. Ich fieberte mit keinem der Charaktere mit, fand Lorelei nervig ohne Ende und Rorys Probleme waren mir egal.
Ganz davon abgesehen, dass die Mutter-Tochter-Beziehung der beiden ganz unerträglich ist. Richtig ausgerastet bin ich, als Lorelei ihrer Mutter vorwarf, dass ihre Beziehung so verkorkst sei, weil die beiden niemals Freundinnen waren – anders als Lorelei und Rory. Nein, Lorelei, die Beziehung zu deiner Mutter ist so furchtbar, weil deine Mutter eine versnobte Kuh ist die eine strenge Erziehung mit Fürsorge verwechselt hat. Und seine Mutter bzw. seine Tochter als die beste Freundin zu bezeichnen ist in meinen Augen einfach nur gestört. Die Mutter soll die Mutter sein und man kann auch ohne diese beste Freundinnen Scheiße ein hervorragendes Verhältnis zu seiner Mama haben.
So sehr wie ich also im Luxus-Trash von Gossip Girl aufgehe hasse ich also die Vorstadt- und Eliteuni-Probleme der Gilmore Girls. Serienkenner würden sicherlich keine dieser beiden Serien als Meisterwerke des amerikanischen Fernsehens bezeichnen, aber ich bin nun mal nicht davor gefeit Spaß an Quatsch und Unsinn zu haben. Und dennoch wundere ich mich, dass ich die eine Geschichte mit voller Inbrunst verteidige und aus dem Schwärmen nicht mehr herauskomme sobald ich von Blair und Chuck rede, und die andere Geschichte so unerträglich finde, dass ich kaum verstehen kann, wie andere sich für die Hauptfiguren interessieren können. Ich fürchte es läuft auf die berühmt-berüchtigte Geschmacksfrage hinaus.