Deutsch abwaschen

Ich gehe über den Campingplatz und in dem Beutel aus alten LKW-Planen in meiner Hand klappert das Geschirr. Wir sind heute auf einem dieser großen Campingplätze an der italienischen Küste vor Venedig angekommen, um morgen ein Boot in die Stadt nehmen zu können. Es ist Nebensaison, zudem während einer weltweiten Pandemie, und trotzdem ist der Platz gut besucht.

Neben den neuen Sanitäranlagen, auf der anderen Seite der kleinen Straße über den Platz, stehen die alten. Ziemlich heruntergekommen bis eklig sind die, aber die alten Stationen zum Geschirrspülen werden noch genutzt. Also baue auch ich mich dort auf.

Schnell zeigt sich: Warmwasser ist hier nicht. Nun ja, ist zum Spülen irgendwie doof aber mit mehr Spüli und etwas mehr schrubben ist noch jede Pfanne sauber geworden – also weiter geht’s.

An die Station neben mich stellt sich ein älterer Herr, dreht Wasser auf.

„Haben Sie warmes Wasser?“, fragt er mich ganz selbstverständlich auf Deutsch.

„Nein, leider nur kalt!“, antworte ich freundlich fröhlich und optimistisch, dass die extra Portion Spüli alles regelt.

„Hm, okay…“, murmelt er, und geht 20 Meter weiter zu dem Paar an einer anderen Station, um dort die gleiche Frage zu stellen. Auch dort ist alles eisekalt, weshalb er sich seinem Schicksal stellt und sich wahrscheinlich schon die Ausrede parat legt, falls seine Frau gleich anmerkt, dass das Geschirr gar nicht sauber sei. Und so spülen wir, bis ein Mann mittleren Alters an die noch freie Station neben dem älteren Mann kommt.

„Es gibt leider kein warmes Wasser“, warnt der ältere Mann vorsorglich und wieder ganz selbstverständlich auf Deutsch.

„Nein, das gibt’s doch gar nicht!“, springt der Mann mittleren Alters auf den Empörungszug auf. Ich kann schon die Google Bewertung vor meinem Augen sehen: „Musste zwei Sterne abziehen, weil es an den Spülstationen kein Warmwasser gab!“

„Da hinten auch nicht?“, fragt er naiv, und deutet auf die Spüler 20 Meter weiter.

„Nein, dort auch nicht“, wird voller Bedauern mit den Händen in kaltem Spülwasser entgegnet.

Mein Geschirr ist derweil sauber geworden und ich packe ein.

„Na, dann muss man warmes Wasser von drüben holen!“, sagt der Mann mittleren Alters voller Tatendrang und deutet auf die neuen Sanitäranlagen. „Das ist die EINZIGSTE Lösung!“