Zweitausendzwanzig

Erstes und letztes Selfie 2020

Ein neues Jahr fühlt sich an wie eine frische Unterhose, habe ich letztes Jahr um diese Zeit als Fazit in meinem Rückblick geschrieben. Leider war es dann eher wie eine frische Unterhose, bei der man das Label rausgeschnitten hat, aber von dem der kleine Rest nun permanent auf der Haut kratzt. Dieses Jahr war für viele Menschen sehr viel schlimmer als für mich – aber dennoch hatte es auch für mich Kratzige-Unterhosen-Vibes. Nicht alle Möglichkeiten zu haben ist (woah, das klingt jetzt richtig hässlich privilegiert) tatsächlich ungewohnt.

Es ist nicht genau das Jahr geworden, das ich erwartet hatte – aber wann ist das schon der Fall. Über einen langen Zeitraum in den vergangenen zwölf Monaten passierte so ziemlich gar nichts. Angesichts dessen, was überall los war, bin ich da allerdings ziemlich dankbar für. Es ist gerade nicht direkt perfekt, aber mir ist sehr bewusst, wie viel schlimmer es sein könnte.

Nach einem Jahr wie diesem, das alle Menschen, die ich kenne, extrem mitgenommen hat, ist es besonders wichtig zu reflektieren, was alles gut war. Ein bisschen die Dankbarkeitsmuskeln flexen, ein bisschen Reflexion, ein bisschen positive outlook. Na klar, das ist absolute Selbstmanipulation – aber das kann in diesem Jahr nun echt nicht schaden.

Hier meine Liste, was dieses Jahr alles passiert ist, und worüber ich froh und dankbar bin.

  • Ich habe ein Bullet Journal angelegt und das hat mich in meinem Organisationslevel auf ein völlig neues Level befördert.
  • Zwei neue Hexenschüsse (oh Gott die machen echt so wenig Spaß) haben mir viel angenehme Physiotherapie beschert.
  • Ich habe mir alle in diesem Jahr erschienenen Erweiterungen für Sims 4 gekauft. Zum vollen Preis.
  • Ich habe mich in meiner alten Firma verabschiedet und einen neuen Job in einer hervorragenden Hamburger Agentur begonnen – und mache somit endlich den Job, den ich schon lange vorher haben wollte.
  • Als es noch möglich war, war ich ein paar Mal beim Aktzeichnen – eine richtig tolle Sache, die ich gerne wieder aufnehmen möchte, Post-Corona.
  • Ein einziges Mal war ich im Kino, für „Little Women“.
  • Vor Corona hatte ich noch die Chance, drei Konzerte zu sehen: Tina Dico, Oehl und Faber. Im Sommer gab es noch im Stadtpark unter strengen Hygienebedingungen Thees Uhlmann.
  • Im Frühjahr habe ich als Wahlbezirksleitung noch die Hamburger Bürgerschaftswahl begleitet. So viele Menschen auf einem Haufen – das wirkt jetzt ganz absurd.
  • Eine Zeit lang habe ich es geschafft, regelmäßig Sport zu machen. Ausbaufähig.
  • Im Sommer bin ich irre viel Fahrrad gefahren, um die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden. Hat gut geklappt und meine Kondition auf Vordermann gebracht – wobei das nun nach ein paar Wochen im Homeoffice wieder hinfällig ist, denke ich.
  • Apropos: Stand jetzt habe ich 2020 sechzehn Wochen im Homeoffice verbracht. Das ist wenig im Vergleich zu einigen, und viel im Vergleich zu anderen. Mir ist bewusst geworden, wie sehr ich Menschen um mich herum brauche, bin aber froh über diese Möglichkeit.
  • Ich hatte viele one-on-one Freunde-Dates. Das waren jedes Mal super wertvolle Begegnungen mit viel Tiefgang.
  • Ich habe viele politische Inhalte auf Social Media geteilt und war im Sommer coronakonform demonstrieren, weil es dieses Jahr dafür viele Anlässe gab.
  • Nils und ich waren in Paris – ungefähr eine Woche, bevor dort im Sommer neue strenge Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verkündet wurden.
  • Um pandemiegerecht die Stadt erkunden zu können, lernte ich in Paris E-Scooter fahren und bin seitdem (herrje ich mags kaum sagen) großer Fan dieses Fortbewegungsmittels.
  • Ich habe mir selbst die Haare geschnitten.
  • Ich habe mir die Haare gefärbt.
  • Ich habe extrem viele Selfies und Fotos von meinen Katzen gemacht.
  • Ich habe viele Nachrichten konsumiert dieses Jahr und meine Meinung zu vielem öffentlich geteilt.
  • Der Bulli ist wieder fit!
  • Drei Wochen am Stück Urlaub. Ich hatte echt DREI WOCHEN frei, das hatte ich in Jahren nicht mehr, und es tat so so gut.
  • Der Urlaub war auch absolut last minute. Wir waren in Italien, unter anderem Venedig, kurz bevor auch dort die Zahlen wieder stiegen. (Ich möchte kurz an der Stelle erwähnen: wir praktizierten in unseren Urlauben social distancing und besichtigten bis auf eine Ausnahme keine Innenräume. Alles draußen, alles auf Abstand.)
  • VENEDIG, will ich kurz nochmal sagen, weil ich immer noch absolut hingerissen bin.
  • Ich habe viele wichtige Bankangelegenheiten geklärt und einiges in Gang gebracht, was mir in der Zukunft finanziell hoffentlich helfen wird.
  • Ich habe beschlossen, dass das Leben zu kurz ist für langweilige Schuhe, und habe mir bunte Sneaker gekauft.
  • Wir haben einen Staubsaugroboter angeschafft.
  • Eine weitere wichtige Erkenntnis: Man fühlt sich viel besser im eigenen Körper, wenn man sich Klamotten kauft, die auch passen.
  • Meine Katzen haben sich einigermaßen vertragen. Es ist noch keine innige Liebe, aber genug um sich durch die Wohnung zu jagen und ab und an mal über den Kopf zu schlecken.
  • Meine TikTok Sucht ist schlimmer geworden – allerdings habe ich da absolut nichts gegen, weil ich mich exzellent unterhalten fühle.
  • Ich war nach einer guten Phase wieder nicht gut drauf. Diesmal konnte ich mich aber überwinden und mir Hilfe suchen. Was für ein MEILENSTEIN einfach! Ab nächstem Jahr geht’s aufwärts.
  • Es ist mir gelungen, mein Gewicht ziemlich stabil zu halten, und das ist ein wirklich großer Erfolg für mich.
  • Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich auch bei meinen Beziehungen mehr darauf achten muss, was und wer mir gut tut – und manchmal auch einfach loslassen muss.
  • Dazu habe ich beschlossen, öfter meine ehrlichen Gefühle zu kommunizieren.
  • Und in dem Zuge habe ich auch festgestellt, was für ausgezeichnete, wundervolle, wertvolle Freunde ich wirklich habe.
  • Ich habe eine Handvoll Bücher gelesen – was mehr ist, als in den letzten Jahren, und deswegen eine gute Sache.
  • Und, wie letztes Jahr, ist pünktlich zum neuen Jahr eine neue Brille unterwegs. Ich langweile mich schon wieder und brauch mal wieder was neues auf der Nase, außerdem seh ich nicht mehr so gut. Allerdings kommt die nicht mehr ganz vor Neujahr an.

Ich hab’s schon auf Instagram geschrieben: Für mich persönlich war es eigentlich ein gutes Jahr, wenn ich in mich hinein horche, weil ich so viele wertvolle Erkenntnisse hatte. 2020 hat mich mit seiner Vollbremsung richtig nach vorne gebracht. Wie heißt das noch… Trägheitsprinzip, oder?