Was mich glücklich macht: Zeichnen

Falls ihr nicht wisst, was ich hier gerade tue, schaut einfach in meine letzten 2 Texte rein. 🙂 Jedenfalls: Es geht jetzt ums Zeichnen. Ein Hobby, das mich in meinem Leben mal intensiver und mal gar nicht begleitete und zu dem ich seit rund 1,5 Jahren versuche, zurück zu finden.

Meine Voraussetzungen sind dabei gut: eine künstlerische Grundbegabung zieht sich durch meine Familie und meine Mutter hat die Kunst sogar zum Beruf gemacht. Ich hatte also seit jeher meine persönliche Kunstlehrerin zuhause, die mir die Leidenschaft für Theorie und Handwerk von Klein auf mitgab. Das fand seinen Höhepunkt beim Fach Kunst als Leistungskurs im Abi und Kunstgeschichte als Nebenfach im Bachelor und Master. Kunst war immer ein Teil meines Lebens – und natürlich hatte ich Freude daran, selbst welche zu machen.

Mein Problem dabei: Mein künstlerischer Drang äußerte sich nicht in bildender Kunst, sondern eher im Schreiben. Während ich in Kunstkursen in der Schule und außerhalb immer Aufgabenstellungen hatte, an denen ich mich abarbeiten konnte und die mir Freude brachten, stieß ich bei der völlig unabhängigen und eigenständigen Entwicklung von Bildideen an meine Grenzen. Ich hatte keinen Antrieb, den Stift in die Hand zu nehmen und meine Vision umzusetzen.

Mit der verschwundenen Aufgabenstellung verschwand während des Studiums auch mein künstlerischer Output. Eins hatte ich immerhin bereits gelernt: Ich war keine Malerin. Ich liebe hingegen das Zeichnen. Eigentlich gut, ist doch das Material, das ich fürs Zeichnen brauche, viel bescheidener als alles, was ich zum Malen gebraucht hätte. Ein Kuli und ein Blatt, das ist in der Regel alles, was ich benötige. Aber wie so vieles, was ich übers Studium einfach aufhörte zu tun, hörte auch das Zeichnen auf.

Ein anderes Problem, das ich beim Zeichnen immer habe: Mein Auge ist durch Erziehung und Studium ziemlich gut geschult. Ich sehe jede Proportion, die nicht stimmt, und werde meine größte Kritikerin. Der größte Abturner für Spaß an der Sache. Und so endete jedes Projekt der letzten Jahre in irgendeiner Kiste. Mein einziges Werk der letzten Jahre ist tatsächlich ein Acrylgemälde von unserem Bulli, das ich Nils zum Geburtstag geschenkt habe, und bei dem ich die Hilfe von Kohlepapier hatte. Das Bild ist gut gelungen, ich sehe es gerne an. Aber der Rest? Schubladenskizzen.

Woran ich mich dennoch erinnern konnte, war der Spaß, den ich am Zeichnen immer hatte. Ich begann also mich auszutricksen: Ich begann, kleine Bilder und Designs auf Tassen zu malen für alle möglichen Menschen. Familie, Freunde, Kollegen, dutzende Leute sind mit meinen Tassen versorgt. Das waren kurze, kleine Werke, die keine lange Aufmerksamkeitsspanne von mir verlangen und ein schnelles Erfolgserlebnis hervorbrachten.

Parallel mit meinem Bullet Journal Projekt hatte meine Mama die tolle Idee, das wir ein Angebot in Wilhelmsburg wahrnehmen: Eine kleine Runde, die sich Montags in der Honigfabrik zum Aktzeichnen trifft, gegen einen kleinen Beitrag. Das konnten wir ein paar Mal machen, bis März 2020. Was daraus dann wurde, muss ich nicht erklären. Aber selbst diese paar Sitzungen, die mit schnellen Fingerübungen begannen und am Ende ein bisschen mehr Zeit für eine ausführlichere Zeichnung gaben, taten schon ein Wunder: Ich ließ meinen Erwartungsdruck los und machte einfach. Mein Kopf leerte sich für zwei wundervolle Stunden und alles was zählte war das weiße Blatt, die Körperformen vor mir, und das weiße Blatt. Und ich hatte so viel Spaß.

Deswegen wanderte Zeichnen auch wieder auf meine große Liste der Dinge, die mich glücklich machen. Inzwischen versuche ich immer häufiger, einfach mal wieder ein weißes Blatt zu nehmen mit irgendeinem Stift und einfach ein bisschen loszukritzeln. Manche Sachen mag ich, manche nicht, manche Zeichnungen werden fertig und ausführlich, manche nicht. Aber das ist eine Tätigkeit, die meine komplette Aufmerksamkeit einnimmt, und mich ablenkt von dem ganzen Mist, der meinen Kopf ansonsten so beschäftigt.

Es ist herrlich. Ich will es wieder mehr machen. Zeichnen macht mich glücklich.