Ich mag die kalte Jahreszeit. Ich kann wieder fünf meiner Lieblingsschals gleichzeitig tragen, meine Wollsocken aus dem Schrank holen, und Kakao trinken. Außerdem ist bald Geburtstag und Weihnachten.
Ich kann dem Herbst und dem Winter viel abgewinnen – es gelingt mir sogar, mir nicht so schöne Dinge schön zu reden. Zum Beispiel, dass es so früh dunkel wird. Der frühe Sonnenuntergang führt nämlich dazu, dass alle Menschen, die nicht schon um 17 Uhr ins Bett gehen (und das sind in der Tat erschreckend viele) in ihren Wohnungen das Licht anmachen müssen. Das spricht das kleine neugierige Mädchen in mir an, denn ich liebe es in die Wohnungen fremder Menschen zu gucken. Das ist manchmal recht langweilig: weiße Wände, Fernseher, Bücherregal.
Oft eröffnen sich aber ganz spektakuläre Dinge, wie ein Wohnzimmer voll mit abgefahren aussehenden Pflanzen, lila Wände, eine Hängematte, ein Hochbett… Es ist toll.
Heute habe ich in Rotherbaum im ersten Stock wieder etwas ganz wunderbares entdeckt. Drei Meter hohe Decken. Wunderschöner, detaillierter Stuck an der Decke und den Wänden. An der Wand ein riesengroßes Gemälde in einem goldenen Rahmen, wie frisch aus dem Museum gestohlen.
Die Deckenlampe, wieder riesengroß, warf ein atmosphärisches Muster auf die Wände. Aber Moment, die Lampe kommt mir so bekannt vor?
Sie ist von IKEA.