PARTY: fionas fickle fictions

Vorwort
Der geneigte Leser weiß, dass einer meiner langfristigen Lebensträume ist, ein Buch zu schreiben. Da von nichts nichts kommt, versuche ich mal, eine kleine Reihe an fiktionalen Geschichtchen auf meinem Blog unterzubringen, zu finden unter ‚fionas fickle fictions‘.


Ich sitze im Treppenhaus, im zweiten Stock, abseits der Party. Da ist ein Mädchen weiter unten auf den Treppen, sie telefoniert und weint. Sie hat gerade gesagt, dass alles einfach so „scary“ ist. Ich verstehe sie kaum, weil das Treppenhaus so sehr hallt. Es klingt nach einem dieser Anrufe, die man nachts betrunken tätigt und von denen Freunde einen eigentlich abhalten sollten. Dennoch, meistens redet man in solchen Gesprächen ja doch über ganz wichtige Dinge, oder? Und manchmal muss man sich dafür den Mut erst antrinken.

Ich fühle mich gerade sehr allein. Es gab lange keinen Moment mehr, in dem mir etwas richtig peinlich war. Jetzt eben hatte ich so einen, mit zwei Freunden von mir. Oder sind es Bekannte? Beiden fühle ich mich irgendwie sehr nah, wie bei Menschen, die ich lange kenne. Vielleicht, weil sie Teil einer gefühlsmäßig intensiven Phase meines Lebens waren. Ich hatte mich zu ihnen gesetzt und dabei übersehen oder ignoriert, dass die beiden gerade einen besonderen Moment für sich genossen. Und dann habe ich was doofes gemacht, sodass sie mich darauf hinweisen musste, dass sie gerade versuchen einen „Best friend moment“ zu haben…

Und dann bin ich gegangen. Unglaublich beschämt und das ganze mit seichten Humor herunterspielend.

Ich sitze hier im Treppenhaus und sehe ein, dass ich den Anschluss verloren habe. Vor ein paar Monaten, bevor ich wegging, war ich noch Teil der Gang und wurde vermisst. Ich habe mich inzwischen überall heraus gezogen und bin nicht mehr viel hier, nicht mal die Musik auf der Party sagt mir mehr zu. Ich bin traurig. Ich denke im Moment ständig über so krasse Dinge nach,  die mich traurig machen, und über die ich nicht sprechen kann.

Bin ich diesen Leuten entwachsen? Ich bin jetzt woanders. Als diese Leute und diese Räume gerade an ihrem Zenit waren, hingen dort doch vollkommen andere Menschen ab. Die Musik war anders. Der Vibe war anders. Und ich war anders. Und was ich jetzt lerne ist, dass man sich unterschiedlich verändert, wenn man keinen Anschluss mehr hat.

Die Leute von damals sind kaum noch da. Den heutigen Abend hat ein alter Freund gerettet. Der Rest ist nicht da. Ich habe mal wieder den Kontakt verloren.

Ich bin müde und traurig und sollte nach Hause gehen. Ich muss jemanden finden mit dem ich über meine Gedanken sprechen kann. Aber ich weiß nicht, mit wem. Diese intensiven Gefühle und diese Sehnsucht nach etwas unbestimmbaren, ich weiß nicht mal, ob sie echt ist. Ich weiß nicht, wer mich verstehen oder mir einen passenden Rat geben könnte.

Ich bin angetrunken und müde und traurig. Ich will nach Hause. Morgen muss ich erstmal mit meiner besten Freundin telefonieren. Als ich gehe treffe ich zwei andere Partybesucher, die miteinander sprechen und weinen. Ich verabschiede mich unangebracht lange von ihnen. Ich werde zu alt für Parties.