Herbstlaub

Jedes Jahr im Oktober fängt mich eine ganz einzigartige Herbststimmung ein. Dass das ein wiederkehrendes Phänomen ist, fiel mir auf, als ich sah, dass ich letztes Jahr bereits einen herbststimmungsmäßigen Post über Oktobertage schrieb. Nun ist es wieder so weit. Obwohl ich einen Teil des Monats im spätsommerlichen Kroatien verbracht habe und ich die letzten Tage in eine kleine Grauer-Himmel-alles-so-nass-Melancholie verfiel, habe ich jetzt meine Oktober- und Herbstliebe wiederentdeckt.

Jetzt läuft meine geliebte „Jazz for Autumn“ Playlist (love you Spotify!) und der Tee zieht viel zu lange und ich prokrastiniere meine Recherchearbeiten. Draußen kommt tatsächlich etwas die Sonne heraus und scheint auf die im Laub spielenden Kinder in der Kita nebenan.

Schon in Österreich, Kroatien und Bosnien genoss ich die herbstliche Landschaft. Baumbewachsene Berge werden so viel schöner, wenn sie nicht nur grün und grau sind, sondern grün und grau und braun und rot und orange und gelb. Die Landschaft wird ganz warm. Auf einer kleinen Wanderung durch einen Naturpark im Urlaub ertappte ich mich, wie ich die Füße gar nicht richtig vom Boden hob, weil ich durchs Laub schlurfen wollte. Das macht nämlich das tollste Geräusch der Welt.

Laubrascheln ist das allerbeste. Das Geräusch zusammen mit dem aufwirbelnden Laub, das leise Knacken beim Tritt auf trockene Blätter, und die ganzen Farben… Ich liebe es. Und genau das Herbstlaub ist es, das bei mir jedes Jahr aufs Neue doch noch dieses wohlig warme Gefühl weckt. Heute habe ich gesehen, wie eine Frau behutsam ein besonders schönes Ahornblatt vor sich her trug. Wie Laubbläser versuchten, der braun-roten Massen Herr zu werden, und Straßenreiniger das Laub unter Autos versuchten wegzufegen. Überall türmten sich die Laubhaufen.

Und ich wollte nichts lieber, als Kind sein und reinspringen. Das Laub hochwerfen und es dann auf mich herabregnen lassen. Die schönsten, buntesten Blätter heraussuchen und sie zuhause in die dicksten, schwersten Bücher legen, um sie zu pressen und zu trocknen. Und dann einen Tee trinken, der viel zu lange gezogen ist.